Von der e‑Akte zur automatisierten Erfassung eingehender E‑Mails
Mit Unterstützung der inserve gelingt es den Versicherungsexperten:innen von der Delvag im Rahmen der Einführung der e‑Akte auch gleich eingehende Dokumente schnell und automatisiert zu verarbeiten.
Die Delvag Versicherungs-AG geht mit der Einführung einer neuen elektronischen Akte (e‑Akte) den nächsten wichtigen Schritt hin zu mehr Digitalisierung. Bei der neuen e‑Akte werden eingehende Dokumente automatisch dem richtigen Schaden oder Vertrag zugeordnet.
Der Versicherer hatte die inserve zur Unterstützung bei der intelligenten Dokumentenverarbeitung frühzeitig mit ins Projekt geholt. Die Einbindung der inserve IDP-Plattform führt zu einer präzisen, automatisierten Dokumentenverarbeitung. Dadurch werden bei der Bearbeitung großer Mengen eingehender Dokumente, wie z. B. Schadenmeldungen, Zeit und Ressourcen gespart und die Fehleranfälligkeit weiter verringert.
Die Ausgangssituation: Hoher manueller Aufwand
Pro Jahr gehen über 70.000 E‑Mails bei Delvag ein. Bisher wurden die Postfächer manuell gesichtet, damit die Vorgänge auf Basis der Erfahrung der Mitarbeitenden in die richtigen Fachbereiche weitergeleitet und dort verarbeitet werden konnten. Im Fachbereich haben die Sachbearbeiter:innen die Dokumente einer Dokumentenart zugewiesen und der richtigen Akte zugeordnet. Zusätzlich wurden einige Datenfelder aus den Dokumenten erfasst, um die fachliche Bearbeitung vornehmen zu können. Dies alles hat manuellen Aufwand erzeugt, ohne dass der Vorgang durch diese Schritte fachlich bearbeitet wurde.
Die Delvag Versicherungs-AG
Die geschäftlichen Schwerpunkte der Delvag Versicherungs-AG (Delvag) liegen in der Luftfahrt‑, Transport- und Rückversicherung. Als Versicherer in der Lufthansa Group bietet Delvag ihren Kunden eine nahezu einzigartige Kombination aus Erst- und Rückversicherung unter einem Dach. Seit fast 100 Jahren sichern ihre Versicherungslösungen den Erfolg der Luftfahrt- und Transportbranche – und werden ständig weiterentwickelt. Aktuell beschäftigt die Delvag zusammen mit ihren Tochtergesellschaften Albatros Versicherungsdienste GmbH und Albatros Financial Solutions GmbH über 300 Mitarbeitende. Kunden vertrauen auf die langjährige Expertise und wissen, dass sie für jede Situation die passende Versicherungslösung erhalten. Dieses Know-how ist nicht nur die Basis für die erfolgreiche Unterstützung der Lufthansa Group, sondern auch ein entscheidendes Argument für weitere Fluggesellschaften, Unternehmen und Privatkunden.
Das Ziel: e‑Akte und automatisierte Erfassung eingehender Dokumente
Zur Optimierung der Schadenbearbeitung, wurde im ersten Schritt eine neue e‑Akte eingeführt. Die Digitalisierung von Versicherungsakten führt zu einer erheblichen Steigerung der Effizienz. Dank des schnellen und einfachen Zugriffs auf digitale Dokumente und Informationen können Versicherungsmitarbeitende Anfragen und Anträge deutlich schneller bearbeiten, was letztendlich auch die Kundenzufriedenheit steigert: von einer tagesaktuellen Bearbeitung zu einer Durchlaufzeit von max. 5 Minuten.
Um die Vorteile der digitalen Akte optimal nutzen zu können, sollten Daten aus eingehenden Geschäftsvorfällen idealerweise ohne menschliches Zutun automatisiert in der e‑Akte erfasst werden. Dadurch werden Mitarbeitende von monotonen Erfassungsaufgaben entlastet und können sich ihren eigentlichen, wertschöpfenden Themen widmen. Daher wurde das Projekt zur Einführung der e‑Akte um eine Dunkelverarbeitung der eingehenden Dokumente erweitert.
Im Proof-of-Concept war das primäre Ziel die Klassifizierung aller Dokumente von Schadeneingangs-E-Mails und somit die KI-gestützte Ermittlung des Schaden-Kontextes. Dieses funktionierte trotz geringer Trainingsmasse erstaunlich gut! Wir konnten so schnell den nächsten Schritt der Inhalts-Extraktion gehen, um alle schadenrelevanten Daten später automatisiert in die Schaden-Akte übertragen zu können.
Mit der richtigen Lösung durchstarten
Training statt Programmierung mit der inserve IDP-Plattform
Um möglichst schnell und ohne Programmieraufwand eine höchstmögliche Automatisierung der Verarbeitung eingehender Dokumente zu erreichen, hat sich die Delvag für die KI-basierte Lösung zum Intelligent Document Processing (IDP) von inserve entschieden. Für die Zuordnung der eingehenden Dokumente zur passenden e‑Akte und zur maximalen Entlastung der Sachbearbeiter:innen, wird zunächst erkannt, um was für einen Geschäftsvorfall es sich handelt. Dazu wird das Dokument einer der bekannten Belegarten (Dokumententypen) zugeordnet. Anschließend werden die Schaden- und/oder Versicherungsscheinnummern automatisiert erkannt. Für ausgewählte Dokumententypen werden zusätzlich noch weitere Nutzdaten ausgelesen, die Sachbearbeiter:innen helfen, den Vorgang zu bearbeiten. Langfristig sollen die Daten genutzt werden, um die Geschäftsvorfälle dunkel, d. h. automatisiert zu verarbeiten.
IDP – maschinelles Lernen und KI-Algorithmen
Beim Intelligent Document Processing (IDP) werden maschinelles Lernen und KI-Algorithmen verwendet, um genau diese Aufgaben zu erlernen, anstatt sie zu programmieren. Im Gegensatz zur herkömmlichen Programmierung, welche spezifische Regeln und Anweisungen erfordert, verwendet IDP Trainingsprozesse, um aus Beispielen zu lernen. Sie entwickelt die Fähigkeit, Dokumente und Daten eigenständig zu verstehen und zu verarbeiten. Dabei werden maschinelle Lernalgorithmen eingesetzt, um Muster und Zusammenhänge in den Dokumenten zu erkennen. Die Verarbeitungsfähigkeiten werden kontinuierlich verbessert, ohne dass ständige manuelle Anpassungen oder Programmierungen erforderlich sind. Dabei ist im KI-Training weniger in der Regel mehr: wenige, gut ausgesuchte Beispiele nutzen beim Training mehr als einfach nur unfassbar viele Beispiele, bei denen sich die Strukturen wiederholen. Durch diese, aus Erfahrungen geprägte Vorgehensweise, konnte ein Datenfeld innerhalb weniger Minuten trainiert werden.
Da unsere Plattform hochgradig adaptiv ist, können wir jede gewünschte Information aus einem Dokument extrahieren. So konnten wir auch in diesem Use Case, anders als bei den meisten Anwendungen am Markt, unsere Modelle komplett auf die individuellen Wünsche und Anforderungen von Delvag ausrichten.
Erfolgsfaktoren
Damit dies erfolgreiche funktioniert und eingesetzt werden kann, sollten bestimmte kritische Erfolgsfaktoren sichergestellt sein:
- Das Belegartenschema, d. h. die zu erkennenden Belegarten sollten eindeutig sein und im tatsächlichen Produktionsbetreib auch hinreichend oft vorkommen.
- Zudem sollten zu allen Belegarten ausreichend viele Trainingsbeispiele vorliegen, die möglichst alle Ausprägungen des gewünschten Dokumententyps abdecken, um Musterdaten zur Verfügung zu haben.
- Für die eigentliche Fachdatenextraktion wird ein abgestimmtes und widerspruchsfreies Datenmodell mit ausreichend Beispielen für die zu erkennenden Nutzdaten benötigt.
Gerade in frühen Projektphasen ist es sehr wertvoll, schnell Informationen über den Dokumentenbestand zu erhalten und diesen zu strukturieren. Mit dem automatischen Clustering von inserve ist uns dies in diesem Use Case ohne großen Aufwand gelungen.
Clustering für einen besseren Überblick und eine exakte Struktur
Für viele Unternehmen, die am Anfang der Digitalisierung stehen, ist es schwierig, die exakte Struktur der eingehenden Dokumente zu benennen.
Delvag hat einen Datenbestand von 30.000 Seiten ungesehen aus dem E‑Mail-Eingang genommen. Dieser wurde von der inserve vollautomatisch geclustert. Dabei hat die inserve IDP-Plattform selbstständig optisch und inhaltlich ähnliche Dokumente zu Gruppen, den so genannten Clustern, zusammensortiert. Jedes Cluster repräsentiert dabei eine mögliche Belegart. Am Ende des Prozesses wurden so die wesentlichen Belegarten erkannt. Durch Nutzung des Clusterings ist sichergestellt, dass die Belegarten eindeutig unterscheidbar sind. Zusätzlich lassen sich aus den gefundenen Clustern Trainingsdokumente direkt automatisch übernehmen. Dank moderner, ungestützter KI-Verfahren zum Clustering wurde das Belegartenschema innerhalb einer Woche aus den bereitgestellten Seiten entworfen und abgestimmt.
Training des KI-Modells zur Klassifikation der Dokumente
Da aus dem Clustering bereits vorsortiert Dokumente zur Verfügung standen, konnten diese direkt für das Training verwendet werden. Mit zwei Mausklicks wurden jeweils 100 Dokumente als Trainingsdokumente ausgewählt und das Training gestartet. Durch die geringe Menge der ersten Trainingsmuster stand nach wenigen Minuten ein erstes KI-Modell zur Klassifikation zur Verfügung. Durch das von inserve entwickelte, so genannte Active-Learning, wurde die Trainingsmenge schnell optimiert.
Im Regelfall ist das gesamte Training der Dokumente bereits nach einem Tag abgeschlossen.
Das Zusammenspiel von Machine Learning und unseren erfahrenen KI-Trainern ermöglichte uns auch in diesem Use Case qualitativ hochwertige Ergebnisse innerhalb kürzester Zeit.
Das Datenmodell für die Extraktion der benötigten Fachdaten
Auch für die Extraktion der benötigten Fachdaten werden KI-Modelle trainiert. Mitarbeitende von Delvag und inserve haben gemeinsam ein Datenmodell anhand von Beispielen abgestimmt. Mit diesem „Musterkatalog“ wurden die ersten 20 Beispiele pro Beleg ausgezeichnet. Im Grunde wurden die Daten angeklickt, um dem System Beispiele für die jeweiligen Attribute zu zeigen. Auch hier wurde aufgrund der geringen, ersten Trainingsmenge schnell ein KI-Modell trainiert und auf neue, bisher unbekannte Dokumente angewendet. Genau wie bei der Klassifikation der Belegarten schlägt das Active-Learning Dokumente vor, bei denen die Elemente noch nicht zuverlässig genug erkannt wurden. Die KI-Trainer von inserve haben die Trainingsmuster auf Basis des Feedbacks optimiert. Nach weniger als einer Woche standen die KI-Modelle zur Extraktion der Fachdaten zur Einführung bereit.
Das Training der KI übernimmt inserve vollständig für uns. Wir können uns so ausschließlich auf die Interpretation der Konfidenzen und damit verbundenen Geschäftslogiken konzentrieren.
Durch die enge Abstimmung zwischen den KI-Trainern von inserve und den Fachspezialisten von Delvag wurde so auch der dritte Erfolgsfaktor nach einem konsistenten und vollständigen Datenmodell sichergestellt.
Ergebnis des Projekts ist eine IDP-Lösung, die Delvag 24 Datenpunkte für definierte Dokumententypen zur Verfügung stellt. Diese Dokumente werden direkt in die e‑Akte eingespielt und dort von den Mitarbeitenden der Delvag fachlich bearbeitet. Zu den erkannten Daten zählen bspw. Schadennummer, Name der Geschädigten, Zahlbetrag, Daten der Zahlungsempfänger, Detailinformationen zum Schaden.
Einfache Integration und ein hohes Maß an Sicherheit
Die Delvag zeigte besondere Innovationskraft, als sie beschloss, die bereits im Unternehmen vorhandene Prozesssoftware „Microsoft Power Automate“ zu nutzen. Diese ist in vielen größeren Unternehmen ohnehin im Rahmen von Microsoft 365 lizenziert, bleibt aber oft ungenutzt. Mit dieser Entscheidung gelang es Delvag, die IDP-Plattform von inserve nahtlos in bestehende Prozesse und Systeme zu integrieren. Das Ganze in rekordverdächtiger Geschwindigkeit, ohne große Komplexitäten und zu äußerst wirtschaftlichen Konditionen. Damit hat Delvag bewiesen, dass Innovation nicht immer teuer oder kompliziert sein muss, sondern oft in der intelligenten Nutzung bereits vorhandener Ressourcen liegt.
Mit diesem Projekt bauen wir auf unsere bestehende Strukturen (digitale Akten und Workflows) auf und gehen den nächsten Schritt. Unser „Pain-Point“ war bislang die Eingangsschnittstelle, denn eine Weiterverarbeitung der Dateneingänge war nur manuell möglich. Jetzt werden die Dokumente automatisiert in die passenden Register klassifiziert und zusätzlich relevante Daten extrahiert, die für die Weiterverarbeitung zur Verfügung stehen. So haben wir es geschafft, im Claims-Management mehr Kapazitäten für wertschöpfende Tätigkeiten, allen voran in der Kundenbetreuung zu bekommen.
Betrieb als Managed Service in der Cloud
Die IDP-Plattform wird in der Cloud von inserve als Managed Service betrieben und über Schnitstellen in das bestehende System der Delvag eingebunden. Sie läuft in einem eigenen Container. Die Verbindung ist gut abgesichert und die Daten werden verschlüsselt gespeichert. Nach der Bearbeitung werden die Daten direkt wieder gelöscht. So wurde die IDP-Plattform nicht nur nahtlos, sondern auch sicher in bestehende Prozesse und vorhandene Systeme der Delvag integriert.
Aufgabenverteilung und Zusammenarbeit
Da die bestehenden Prozesse und Systeme ohnehin im Hause vorhanden waren, fokussierte sich Delvag auf die Auswahl und das Zurverfügungstellen von Trainingsdokumenten sowie vor allem die Bereitstellung von Fachwissen zu speziellen Prozessen, um damit die IDP-Plattform zu trainieren. Die inserve konnte sich dann im Anschluss auf das KI-Training und die Extraktion der Daten fokussieren.
Alle Parteien sind mit dem Ergebnis rundum zufrieden. Die Zusammenarbeit im Projekt lief reibungslos und partnerschaftlich auf Augenhöhe. Mit Überführung in den Produktivbetrieb ist die Delvag einen weiteren wichtigen Schritt hin zu mehr Digitalisierung erfolgreich gegangen.
Die größten Benefits:
Entlastung der Mitarbeitenden von Routinearbeiten
Schnelle und einfache Anbindung durch MS Power Automate
Geringer Aufwand bei der Implementierung
Schnelle Bearbeitung von eingehenden E‑Mails
Steigerung der Kundenzufriedenheit
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